Sonntag, 12. Mai 2013
Party!
Nachdem wir uns schon öfters gefragt hatten, wo denn am Wochenende die Musik her kommt, haben Julia und ich gestern endlich die Initiative ergriffen und sind im stockdunklen durch Chikukwe gelaufen, um zur Dorfdisco zu gelangen.
Der Eintritt beträgt 500 TSZ (0,25€), getanzt wird im Innenhof hinter dem Haus einer Familie. Zufällig kennen wir sie, denn deren Tochter Roswitha war letztes Jahr noch bei uns im Kindergarten. Die Tanzfläche war also unter freiem Himmel. Wir konnten den berauschenden Sternenhimmel die ganze Zeit sehen, was das Tanzen umso schöner gemacht hat.
Als wir dort ankamen wurde erst mal gegrölt und gejubelt. Es war, ziemlich sicher, das erste Mal das dort „Wazungus” (Weiße Menschen) aufgetaucht sind und wir waren leider sofort der Mittelpunkt der Party. Die ersten 5 Minuten haben mir gar nicht gefallen, sondern viel mehr Angst eingejagt. Sämtliche Jungs und erwachsene Männer, die alle nicht mehr nüchtern waren, haben sich auf uns gestürzt, wollten mit uns tanzen und sind uns viel zu nahe gekommen, sodass wir gar nicht mehr tanzen konnten.
Meine Taktik war dann, mich in der Nähe von anderen Mädels aufzuhalten, und wir haben auch gleich zwei Freundinnen gefunden, die ein Bisschen für Ruhe um uns gesorgt haben.
Außerdem kam eine Art Aufseher, der die Veranstaltung auch organisiert, der hat dann so eine art Machtwort, an alle zu aufdringlichen Tänzer gesprochen und von da an hatten wir Ruhe und konnten den Abend in vollen Zügen genießen.
Irgendwie komisch ständig eine Sonderstellung als weiße Mädchen zu haben (erst das übertriebene Interesse, dann der Personenschutz). Aber nach einer Weile hat sich alles neutralisiert und die Stimmung war der Hammer, wir haben den kompletten Abend durchgetanzt und hatten extrem viel Spaß. Aus den riesigen Boxen dröhnte der Bass von „Bongo Flava”, tansanischem Hip-Hop auf Kiswahili und zu späterer Stunde kam dann auch US-amerikanische Partyklassiker, die bei uns noch mehr Euphorie auslösten.
Auffällig war, dass es insgesamt viel mehr Männer gab, und dass auch ganz kleine Jungs noch um 12°° in der Disco anzutreffen waren. Bei den Mädels hat mich erstaunt, dass sehr viele ihre kleinen Babys einfach auf dem Rücken getragen haben und diese trotz der lauten Musik und den schwungvoll tanzenden Körpern ihrer Mütter, tief und fest geschlafen haben!
Um kurz nach 1 Uhr wurde es dann schnell leerer und wir begriffen, dass die Party nun zu ende ist. Unsere „Aufpasser” wollten uns eigentlich ein Pikipiki (Motorradtaxi) für den Heimweg organisieren, aber sowohl Julia als auch ich haben Angst mit so einem Gefährt zu fahren und wollten lieber laufen. Da das alleine aber anscheinend viel zu gefährlich ist, wurden wir von 4 Jungs, ganz lieb bis zu den Klostermauern nach Hause gebracht.
Der Abend war ein wahnsinniges Erlebnis. Einfach weil wir mal mehr von Tansaniern in unserem Alter mitbekommen haben und Zeit mit ihnen verbracht haben. Es war sicher nicht unser letzter Discobesuch.
Das sind Julia und ich als wir uns fertig gemacht haben. Was für ein komisches Gefühl, sich nach so langer Zeit mal wieder zu schminken und sich die Frage zu stellen „was soll ich bloß anziehen?". Denn das ist uns hier sonst immer ziemlich egal.
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