Die Schwestern sind sehr nett und haben uns gut aufgenommen. Sie alle sind noch sehr jung(die meisten zwischen 20 und 30), und ganz anders als man sich Nonnen in Deutschland vorstellt.
Beim Essen wird ständig gekichert und Blödsinn gemacht. Am ersten Abend haben sie uns auch einfach ausgelacht, wenn wir das was sie auf Kiswahili gesagt haben, falsch verstanden haben und etwas unpassendes geantwortet haben. Ganz schön fies...
Aber, dass sie so unkonventionell sind, macht sie nur sympathischer. Die eine Schwester , zum Beispiel, fand das deutsche Wort ‘Mandarine’ so lustig, dass sie den ganzen Nachmittag meinte, ich soll meine erste Tochter so nennen.
Und sie selbst wollte dann nur noch mit "Sister Mandarine" angesprochen werden.
Die Frage, ob ich denn nicht auch Schwester werden möchte kam auch schon auf. Und warum denn nicht, schließlich gäbe es doch fast nur Vorteile
und wer weiß vielleicht würde ich es mir ja doch noch überlegen ins Kloster zu gehen (...).
Sister Bernadetta |
Ja, das war so der Gesprächsstoff, den wir während der Cashewnut-Ernte hatten, bei der wir gestern Nachmittag halfen.
Auf dem Klostergelände stehen ganz viele Cashewbäume, an denen eine kleine, gelbe Frucht heranreift. An dieser hängt unten eine kleine grün-graue Bohne, die eigentliche Nuss.
Die herunter gefallenen Früchte sammelt man in einen Eimer. Wenn alle Eimer voll sind, sitzt man mit den Schwestern unter einem Baum auf kleinen Bänken und pult die Nuss von der Frucht ab.
Da die Früchte schon teilweise gären, ist ein süßlicher Geruch in der Luft und Tausende Fliegen schwirren umher.
Es ist ein ganz schönes Gematscht und man muss echt aufpassen, die Früchte spritzen nämlich, und der Saft macht orangene Flecken auf der Kleidung, die einfach nicht mehr raus zu waschen sind.
An sich ist die Arbeit aber nicht schlimm und man kann gut mit den Schwestern ins Gespräch kommen.
Die Früchte holen sich die Dorfbewohner ab, um daraus Schnaps zu brennen, die Nüsse müssen erst über dem Feuer geröstet und dann aufgeschnitten werden, bis man an den essbaren Teil kommt. Ich bin mal gespannt wann ich die Ersten probieren kann.
Die gerösteten Cashenüsse. Links noch mit Schale, rechts Verzehr bereit! |
Yasi, Faiza und Joseph haben auch geholfen. |
Täglich lernen wir neue Wörter und versuchen unser Kiswahili zu verbessern und nicht aufzugeben. Zum Beispiel Samaki (Fisch) , den gab es nämlich gestern zu essen.
Ansonsten gibt es hier eigentlich immer Reis mit braunen Bohnen und ab und zu verschiedene Soßen, Fleisch oder auch mal Nudeln. Aber alles eher einfach und wenig Abwechslung. Vielfältiger und auch exotischer, im Gegensatz zu Deutschland, ist das Obstangebot. Mein Tag fängt mit Mangomarmelade an und zum Nachtisch bei Mittag- und Abendessen gibt es dann Orangen, Mandarinen, Papaya und Mangos. Und das alles aus eigenem Anbau.
Auch Zuckerrohr gab es gestern Abend. Das war sehr lustig, man beißt auf ein Stück Holz, das richtig süß schmeckt, und kaut so lange darauf rum bis es nach nichts mehr schmeckt. Dann spuckt man es wieder aus...
Leider herrscht hier akuter Wassermangel, da die Regenzeit noch nicht angefangen hat. Das kann auch noch bis Januar oder so dauern. Genau weiß man das nämlich nie.
So öffnen die Schwestern einmal am Tag die Leitungen und wir schöpfen uns eine kleine Tonne mit Wasser voll, damit wir genug für den nächsten Tag haben.
Meistens reicht es aber nicht, und wir müssen zur Wasserpumpe laufen und die Wassereimer zu unserem Haus schleppen.
Ich lerne dadurch einen ganz anderen Umgang mit den Ressourcen kennen, auch wenn ich sonst schon gegen Verschwendung war, aber hier merkt man doch noch mehr, wie kostbar Wasser doch eigentlich ist.
Und wie absurd es mir gerade vorkommt, wie man in Deutschland damit um geht. Rasensprenger, Springbrunnen usw. Und auch so etwas wie Schwimmbäder, wo zig Liter Wasser einfach der Unterhaltung dienen!
Auch Elektrizität lernt man zu schätzen, denn Stromausfälle sind hier nicht selten. Was vor allem ein Problem ist, da es hier immer (jeden Tag im Jahr) um 18.15 zu dämmern beginnt und ab 18.45Uhr stockfinstere Nacht ist. Also sitzen wir am Küchentisch und lösen Sudokurätsel im Kerzenschein.
Geduscht wird mit einem kleinen Eimer, mit dem man sich Wasser über den Kopf schüttet, bis man zumindest das Gefühl hat, das Shampoo könnte raus gewaschen sein.
Da in unserem Bad aber gelegentlich eine riesengroße (mind. 10cm) Schabe wohnt, haben wir das Duschen kurzerhand auf die Terrasse, hinter dem Haus, verlegt. Dort sieht uns keiner, aber komisch ist es schon. Man kommt sich vor wie so ein Urmensch.
Sonntags gehen die Schwestern (und wir auch) in den Gottesdienst in der Dorfkirche.
Es gibt einen Chor, der 2- bis 3-stimmige, fröhliche Lieder singt und die Gemeinde steigt einfach ein, und alles auswendig, ohne Liederbücher. Auch afrikanische Trommeln kamen zum Einsatz.
In Tansania dürfen ausschließlich Jungs Ministranten sein, ihre Gewänder und der Aufgabenbereich unterscheiden sich aber nicht von den deutschen.
Die Messe hat 1Stunde und 45 Minuten gedauert, und es war ganz schön warm.
Und auch wenn wir noch kein Wort verstehen, war der Gottesdienst sehr schön.
Auf heute Nachmittag bin ich schon gespannt, da die Schwestern gestern erzählten, sie werden Fußballspielen gehen. Davon berichte ich dann im nächsten Eintrag. Und auch vom Kindergarten, bei dem wir bis jetzt nur hospitiert haben, um einen Eindruck zu bekommen, was auf uns zu kommt und was von uns erwartet wird.
Trotz der schönen Atmosphäre hier und obwohl es mir hier gut geht, vermisse ich mein Zuhause und euch alle schon sehr!
Ganz liebe Grüße,
Franzi
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